Into The Night – Staffel 1

Eine Sache, für die ich Netflix sehr zu schätzen gelernt habe sind die Serienproduktionen aus allen möglichen Ländern der Erde. Die USA galten ja schon immer als Nabel der Fernsehwelt, aber wie oft bekam man in den letzten zwanzig Jahren schon Serien aus Brasilien, Korea oder Norwegen zu sehen? Oder wie im Falle von „Into The Night“: Belgien.

Ich nehme ein bisschen Wertung vorweg bevor ich beschreibe, worum es geht, weil ich das unmöglich wertungsfrei machen könnte. In „Into The Night“ kommen drei Extreme zusammen: unheimlich billig, ungeheuer fesselnd, unfassbar lächerlich.

Handlung

Und darum geht’s: Am Brüsseler Flughafen entführt ein italienischer NATO-Soldat eine Passagiermaschine nach Moskau und leitet den Flug gen Westen um. Seine Begründung: Das Sonnenlicht tötet nun die Menschen, weshalb sie mit dem Flugzeug in steter Nacht unterwegs sein müssen. Mit an Bord: ein Pilot, der die Stewardess geschwängert hat und dem direkt mal in die Hand geschossen wird, eine suizidale Hubschrauberpilotin, ein schwerkrankes Kind auf dem Weg in den OP, ein Demenzkranker und vor allem ziemlich viele Kriminelle.

Kritik

Es ist allgemein bekannt, dass Netflix zwar vor einigen Jahren die Auslandsproduktionen kräftig angekurbelt hat – was uns unter anderem das grandiose „Dark“ beschert hat – die Budgets allerdings eher zurückhaltend verteilt wurden. Und für „Into The Night“ war offenbar besonders wenig übrig. Die Serie spielt die meiste Zeit im Flugzeug und ab und an mal auf leeren Rollfeldern. Der Rest ist aus Stock Footage zusammengebastelt, wobei dieselbe Aufnahme des Flugzeugs über den Lichtern einer Großstadt bestimmt vier Mal verwendet wird. Für völlig unterschiedliche Orte. Das muss schon fast Absicht sein.

Macht aber nix, denn auf Glaubwürdigkeit legt „Into The Night“ sowieso gar keinen Wert. Schon die Ausgangsidee ist banane und wird in den weiteren Folgen nur noch verschlimmbessert, wenn wir etwa erfahren, dass das Sonnenlicht nicht nur Menschen tötet (auch im Dunkeln), sondern auch Obst wie Pappe schmecken lässt (es sei denn, es stammt aus der Konservendose) oder Kerosin verderben lässt (aber kein Benzin). Die Charaktere sind immer genau das, was die Handlung gerade braucht. Kein Pilot da? Einer sitzt im Flugzeug. Wir brauchen einen Arzt! Jemand unter den Passagieren. Spricht jemand arabisch? Na klar. Ein Mechaniker? Check. Habe ich erwähnt, dass da nur etwa ein Dutzend Menschen im Flugzeug sind?

Hätte man das alles besser ausarbeiten, glaubhafter gesetalten können? Kaum, denn dann hätte man wohl eine andere zentrale Eigenschaft der Serie opfern müssen: ihr Tempo. Und was für ein rasantes Tempo. „Into The Night“ eskaliert. Permanent. Es vergehen keine zwei Minuten bevor nicht irgend ein Drama geschieht. Jemand wird angeschossen, jemand wird totgeprügelt, jemand schießt ein Loch ins Flugzeug, jemand schießt ein Loch ins Funkgerät, der Treibstoff ist alle, die Landebahn blockiert, Leute schreien sich an, es entpuppt sich mal wieder jemand als Mörder oder Vergewaltiger. Wenn ihr glaubt, ich hätte damit viel aus den sechs mal 30 Minuten gespoilert: nein. Da geschieht mehr, viel mehr. Drama auf Speed. Ständige Wendungen. Nichts ist überraschend, weil Überraschung Ablenkung braucht und „Into The Night“ schert sich nicht um das Drumherum.

Fazit

Was ist nun das Fazit? „Into The Night“ macht höllisch Spaß. Mir zumindest. Ich bin kein Freund von Binge-Watching, ich möchte Serien genießen und wirken lassen. Hier ist nichts zum Wirken lassen, nur Suchtfaktor. Nehmt es nicht zu ernst, lacht laut auf, wenn mal wieder etwas total hanebüchenes geschieht, dann habt ihr drei Stunden großen Spaß!

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