Der Mann im Mond – Das Finale (Update 2)

Ich hatte eine erste Rezension für das große Finale des Julien-Bam-Kanals geschrieben als es auf Amazon erschienen war und war relativ erschrocken von dem doch recht harten Abschluss. Habe dann später ein ausführliches Update nachgeschoben nachdem die YouTube-Version mit zahlreichen Änderungen erschienen war. Habe es nochmal angesehen, habe Reactions angesehen und immer mehr das Gefühl gehabt: mit diesem zerpflückten Text werde ich der Sache einfach nicht gerecht. Neuer Anlauf.

„Der Mann im Mond – Das Finale“ ist der sechste Teil der „Mann im Mond“-Reihe, ihrerseits eine Fortsetzung von „Songs aus der Bohne“ und „Ehrenmänner of the Galaxy“, diese wiederum länger laufende Reihen auf dem YouTube-Kanal von Julien Bam, die einstmals als parodistische 10- bis 15-Minüter gestartet waren. Und bis heute gilt eigentlich: das sind die Videos eines YouTube-Creators. Klar, Amazon kam so vor einem Jahr als Lizenznehmer mit ins Boot, aber in erster Linie wurde immer frei verfügbar für YouTube gearbeitet.

Und all diese Vorgeschichte braucht es gar nicht, um festzuhalten: Das Finale – rund 90 Minuten lang – ist schlichtweg sensationell. Es stellt nicht nur handwerklich so nahezu alles in den Schatten, was es auf YouTube gibt, in der Liebe zum Detail, im sichtbaren Herzblut, das darin steckt und präzise durchdachten Plot. Sondern es setzt in seinem kunterbunten Universum voller magischer Bohnen, einem Fantasy-Wächterquartett um den Weihnachtsmann und den Osterhasen, einer Raumschiffcrew um den leicht trotteligen Captain Jerky so treffende emotionale Höhepunkte wie auch Tiefschläge, dass man das Talent des Autoren-Quartetts gar nicht hoch genug preisen kann.

Hinter „Der Mann im Mond“ steckt eine klare Vision und es ist erkennbar längst nicht mehr die Vision einer munteren YouTube-Show, sondern echten cineastischen Anspruchs, was nirgendwo deutlicher wird als im emotional geradezu brutalen Finale. Einem klaren Schlusspunkt, der wie viele andere Geschichten dieser Reihe nicht den einfachen Weg geht und durchaus in erster Reaktion erstmal führen kann zu „Oh nein, das ist so gar nicht, auf was ich mich gefreut hatte“. Weil es längst über sein Publikum hinausgewachsen ist.

Spannend ist die Frage: Was kommt danach?
Klar, der Kanal scheint nun endgültig beendet, Julien Bam wird sich sicherlich erst einmal ausgiebig Pause gönnen, hier und da eine Koop machen, sich um sein Klamotten-Label kümmern. Aber der Mann hat zu oft betont, dass Geschichten erzählen seine Leidenschaft ist, seine „Kunst“. Und er ist ein klassischer Tausendsassa. Und der Wert seines Namens und somit seiner Marken ist auf Wohl und Wehe irgendwo auch an seine Omnipräsenz geknüpft. „Eternal God“ dürfte massiv von Platzierungen in seinen Hauptvideos profitiert haben.

So sehr ich mir anhand von „Der Mann im Mond – Das Finale“ vorstellen kann, in was für einer Wucht er und sein Team in der Lage sind, ein solches Projekt zusammenzuführen, bleibt nun die Frage offen: Wie startet man ein Neues, ohne YouTube, ohne die Freiheit unschuldiger Kurzcomedy eines Amateurs? Bin gespannt.

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